Marcel Segel aus Lomersheim gibt seine Werte an die Hydra-Institute weiter.
Erstellt: 13.11.2020, 00:00 Uhr MT
Von Volker Henkel
Mühlacker-Lomersheim. Marcel Segel hat sich schon als Kind für Meteorologie interessiert, und die früh durch den Großvater in ihm geweckte Leidenschaft hat Folgen: Der Lomersheimer betreibt im Heimatort eine Wetterstation, und seine Daten werden jetzt von den Hydra-Instituten für Forschungsarbeiten verwendet.
2015 installierte Marcel Segel auf dem Gelände des Flusskraftwerks in Lomersheim seine Wetterstation: „Die Stadtwerke haben mir das ermöglicht.“ Rund 5000 Euro hat er aus eigener Tasche in die Geräte investiert, mit denen er Windstärke, Luft- und Wasser- und Bodentemperatur, Sonnenstunden, UV-Strahlung sowie Luftfeuchtigkeit misst. Der Elektriker hat alles selbst zusammengebaut und installiert. Die Daten werden auf einen PC übertragen und auf der Homepage der Stadtwerke Mühlacker unter https://www.wetterstation-lomersheim.de/ veröffentlicht. 200 bis 500 Abrufe seiner Daten verzeichnet er täglich. Auch Schülern der Schillerschule Mühlacker hat er seine Wetterstation schon erklärt. „Kinder im Klimabereich zu informieren, weckt die Sensibilität für die Umwelt“, findet Marcel Segel.
In Zeiten der Klimaveränderung sind die Messdaten aus Lomersheim von großem Interesse, was eine Anfrage der Konstanzer Hydra-Institute beweist. Dieses Netzwerk privater Forschungsinstitute und Büros stelle hohe Anforderungen an die Datenerhebung, so Segel. Im Fokus stehe die Forschung zum Zustand und zur Entwicklung von Gewässern. Fachleute des Institutes hätten schon die Wetterstation vor Ort begutachtet, was für Marcel Segel eine wichtige Anerkennung ist. Ihm komme es vor allem darauf an, „etwas für den Ort zu tun“, und er wolle einen Service bieten, „auf den jeder Bürger Zugriff hat“. Mit seiner Wetterstation hat auch Marcel Segel bereits konkrete Auswirkungen des Klimawandels festgestellt. „Wir haben derzeit einen extrem niedrigen Wasserstand“, kommentiert er den Enzpegel. Gemessene Daten der vergangenen fünf Jahre zeigten einige Extreme, so seien im Februar dieses Jahres 161,0 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, was 298 Prozent des Soll-Werts entspreche. Im April 2020 seien es dagegen nur 5,4 Liter gewesen und damit nur zehn Prozent des Solls. Mit 310 Sonnenstunden war der April laut Marcel Segel der bislang sonnigste Monat seit Beginn seiner Messungen, und momentan habe die Enz immer noch eine Temperatur von 13 Grad, was sehr hoch sei. Außerdem sei der Wasserstand (zu) niedrig, und es sei kaum ein Fisch im Fluss zu sehen.
Klimaschutz, sagt der Lomersheimer, beginne bei jedem Einzelnen. „Laufen und Fahrrad fahren sind gesund“, appelliert Marcel Segel, der selbst zweimal pro Woche zu Fuß zu seiner Wetterstation marschiert. Die Natur an der Enz sei für ihn jedes Mal ein Erlebnis: „Das zu erhalten, sollte uns allen ein Umdenken wert sein.“